Das Thema im Oktober sind die “Kleshas”
Namaste Yogi,
Ich hoffe es geht Dir gut und dass Du gesund bist.
Der Oktober ist da, der Monat, in dem die Bauern ihre Ernte einbringen, von allem was sie gesät haben.
Wir als Yogis können diesen Monat nutzen, um das Gleiche zu tun, um in uns zu gehen und um zu sehen, was wir in uns selbst, in unserer Familie, in unseren persönlichen und beruflichen Beziehungen usw. ernten können. Die Früchte die wir erhalten sorgfältig zu beobachten, denn sie zeigen deutlich, was wir gesät haben.
Es ist ein guter Zeitpunkt unsere yogischen Werte (Yamas und Niyamas) wieder in die Waagschale zu legen und mit diesen den Boden zu düngen, denn die Ernte der Handlungen (Karma) endet nie.
Je darmischer, also harmonischer unsere Handlungen, Gedanken und Worte sind, also das was wir säen, desto größer und reichhaltiger wird die Ernte ausfallen.
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Nun, wir machen uns weiter auf den Entdeckungsweg des Yoga und erfahren etwas das nicht nur sehr interesant ist, sondern das auch viel Klarheit bringt:
KLESHAS
-Die 5 Ursachen des Leidens-
Beginne und beende jeden Tag mit dem folgendem Satz:
„Ich lege alle schädlichen Gewonheiten ab, die mein Dasein unglücklich machen“
-Paramahansa Yogananda-
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Die heutige Welt mit ihren immer anspruchsvolleren und komplexeren Interaktionen und Erwartungen bringt ein erhöhtes Maß an emotionalem Schmerz mit sich, den wir um uns herum wahrnehmen oder vielleicht sogar am eigenen Leib erfahren.
Der Psychologe Luis Navío aus der spanischen Stadt Jaén, erklärt das menschliche Leiden folgendermaßen:
Depressionen und Angstzustände sind zwei Formen des Leidens und die beiden am weitesten verbreiteten psychischen Störungen der heutigen Zeit.
Wir leiden aufgrund der Art und Weise, wie die Natur unseres Geistes mit Erfahrungen umgeht. Wenn wir müde sind oder eine tiefe Traurigkeit empfinden, versuchen wir uns von dieser Erfahrung zu befreie, und in dieser geistigen Reaktion, der Ablehnung des Unangenehmen, liegt der Ursprung unseres Leidens.
Manchmal klammern wir uns auf zwanghafte Weise an das Verlangen, wir haben das Gefühl, dass wir Dinge brauchen, um glücklich zu sein. Kurz gesagt, das Verlangen nach Sinnesfreuden, das Verlangen, nicht zu sein, oder das Verlangen, zu sein, führt uns zum Leiden.
In der Yoga-Tradition wird alles, was Leiden verursacht, unter den Kleshas eingeteilt. Das Wort Klesha, das aus dem Sanskrit stammt, ist polysemisch und hat daher mehrere Bedeutungen, unter anderem: Gift, Leiden, Qual, Plage, Schmerz, Beschwerde, Übel.
Der Weise Patanjali beschreibt, dass es 5 Ursachen des Leidens gibt; seelische Leiden, die durch Veränderungen in der Außenwelt entstehen, die uns daran hindern, klar zu sehen.
Faktoren die unsere innere Welt stören und die Ursache von Frustrationen, Ängsten und Unzufriedenheit sind.
DIE 5 KLESHAS
Avidya – Unwissenheit oder Unkenntnis.
Das hat nichts mit akademischem Wissen zu tun, es ist die Unwissenheit über das Wesen des Selbst. Das macht uns zu Gefangenen des Scheins oder allgemein von allem Materiellen und Vergänglichen.
Unwissenheit kann jedoch mit Hilfe von Swadhyaya die Selbsterkenntnis, beseitigt werden. In yogischen Worten, ist die Verpflichtung des Yogis gegenüber sich selbst, mehr über sich selbst in allen Aspekten zu erfahren, also das Selbststudium auf allen Ebenen: körperlich, mental und spirituell.
In unserem Blog wirst du einen Artikel finden, der dem Swadhyada gewidmet ist, so dass du ab sofort damit beginnen kannst, Avidya zu beseitigen.
Asmita – Identifikation oder Ego.
Die Identifikation mit dem Ego, egal wie stark oder schwach es ist, führt dazu, dass wir uns selbst und unsere Umwelt auf eine trügerische Art und Weise sehen. Wir identifizieren uns mit dem Bild, das wir von uns selbst geschaffen haben, wir identifizieren uns mit dem Körper, mit den Emotionen, die wir erleben, unter dem Etikett “Ich bin dies oder das”.
Es gibt sogar Menschen, die sich mit einem Bild von Überlegenheit oder Unterlegenheit identifizieren, mit dem Beruf, den sie ausüben, mit der Rolle, die sie in der Familie und in der Gesellschaft spielen, und die modernsten von ihnen mit ihrem Bild auf Instagram und in den sozialen Netzwerken!
Aber all das ist Maya, eine Illusion. Wenn Dir all das weggenommen würde, wärst Du immer noch Du, selbst wenn Dir ein Teil Deines Körpers fehlte, wärst Du immer noch Du.
Raga – Anhaftung oder das Mögen.
Ist das Streben nach schönen Erfahrungen von denen wir annehmen darin echtes Glück zu finden.
Es geht auch darum, immer mehr zu wollen: Gier, Unkonformismus und Unzufriedenheit.
So unglaublich es auch erscheinen mag, die ständige Suche nach positiven Emotionen versklavt uns: “Ich kaufe dies oder tue dies, um glücklich zu sein, und wenn ich es nicht bekomme, bin ich nicht glücklich”.
Dvesha – Ablehnung oder das Nicht-Mögen.
Ist das Ablehnen von schlechten Erfahrungen in der Annahme, dass sie unser wahres Glück verhindern.
Es ist die Ablehnung und das Fliehen vor dem, was wir nicht mögen… oder dem, womit wir uns nicht konfrontieren wollen. Wenn wir ständig vor allem weglaufen, was uns Schmerzen bereitet oder bereiten könnte, behindern wir uns selbst und fügen uns mehr Leid zu als nötig.
Das “geht nicht” oder “kann ich nicht” oder “auf gar keinen Fall” kann das Ergebnis schlechter Erfahrungen sein, und diese sind oft das Ergebnis von Unwissenheit.
Wenn wir die Ursache ausreichend kennen, wird die Ablehnung entweder geringer oder verschwindet ganz, aber es liegt an Dir, das Licht einzuschalten, um in der Dunkelheit zu sehen.
Abhinivesha – Angst vor dem Tod
Ist das festhalten am Leben und die Angst davor den Körper und diese Welt zu velassen.
Sie ist auch die Intoleranz gegenüber Ungewissheit, gegenüber dem Gefühl, keine Kontrolle zu haben.
Sie hängt mit Gedanken zusammen, die sich an die Zukunft klammern, um ein Gefühl der Kontrolle zu erlangen: “Wenn ich an alles denke, was in dieser oder jener Situation passieren kann, werde ich mich sicherer fühlen”.
Wir können eindeutig sagen, dass Angst im Allgemeinen eine Ursache für Leiden ist. Was man fürchtet, hängt von den eigenen Erfahrungen ab, aber die Angst, mit der jeder irgendwann konfrontiert wird, ist die Angst vor dem eigenen Tod. Es ist die Angst, das zu verlieren, womit wir uns identifizieren.
Letztlich ist Avidya die Quelle allen Leidens, also die Ursache auch für die anderen Kleshas. Uns so kann uns die Erkenntnis der Wirklichkeit (vidya) auch von allen anderen Leiden befreien.
Kleshas sind eine Quelle des Leidens, aber sie können auch eine Quelle des persönlichen Wachstums sein.
Wenn wir die Einstellung haben, jedes schwierige Hindernis als eine Lektion zu nehmen, um achtsam und freundlich zu uns selbst zu bleiben, können alle Kleshas, denen wir begegnen, eine Quelle spirituellen Wachstums sein.
Wenn wir uns dafür entscheiden, wieder zu entdecken, wer wir wirklich sind, wenn wir in den Yogatexten nachforschen, werden wir in der Lage sein, Unwissenheit zu beseitigen, und es wird keinen Grund mehr für Angst geben.
Wir haben die Macht, unser Leiden zu lindern, wenn wir in unserer Praxis beharrlich bleiben und wissen, dass Kleshas nicht zu unseren Unzulänglichkeiten gehören, sondern ein Teil des Lebens sind, aus dem wir lernen können.
Ich wünsche Dir alles Liebe.
Laura
Hari OM, Tat Sat.
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