Die Sadhana im Juni ist “Dharana” – Die Konzentration

Namaste Yogi,

Ich hoffe es geht Dir gut und dass Du gesund bist.
Der Juli kommt und mit ihm die Zeit der Reflexion. Kannst Du Dich noch an Deine Vorsätze für das neue Jahr erinnern? Vielleicht hast Du einige erfüllt, andere vielleicht noch nicht; das Wichtigste ist, dass Du am Ball bleibst. Atme tief durch, hol Dir Deine Kraft zurück und mach weiter! Das Jahr ist noch nicht zu Ende und steckt noch voller neuer Möglichkeiten.

***

Nun, wir machen uns weiter auf den Entdeckungsweg des Ashtanga Yoga von Patanjali, die acht Glieder des Yoga. So gehen wir weiter zusammen und entdecken Neues:

DHARANA
-Die Konzentration.-

Beginne und beende  jeden Tag mit dem folgendem Satz:

„Meine Konzentrationsfähigkeit ist ausgezeichnet,
sie steigert sich von Tag zu Tag.“

In einem Artikel der Fakultät für Psychologie an der „Universidad del Desarrollo“  in Chile, steht Folgendes:

Mehrere Handlungen gleichzeitig auszuführen, bringt das Gehirn zum Kollabieren, erhöht die Ablenkung, erschwert die Konzentration und wird mit impulsivem Verhalten in Verbindung gebracht.

“Wer zu viel greift, greift zu wenig”, sagt das Sprichwort und verweist darauf, dass es besser ist, die Aufmerksamkeit auf wenige Dinge zu richten und sich gut um sie zu kümmern, als zu versuchen, viele Dinge gleichzeitig zu tun und ihnen nicht die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen. Die Wissenschaft gibt ihm Recht.

Nun, für einen Yogi ist das nichts Neues. Ein Yogi weiß, wie wertvoll es ist, sich immer nur auf eine Sache zu konzentrieren, denn das erlaubt uns nicht nur, uns auf unsere Aufgabe zu konzentrieren, sondern auch sie richtig zu erledigen.

In der Yogastunde verbringen wir in jeder der Asanas Zeit damit, in die richtige Haltung zu kommen und wenn wir dort sind, konzentrieren wir uns auf den Atem, der uns dazu bringt in der Haltung zu verschmelzen.

Und? Das war’s? Natürlich nicht!

In dem vorherigen Artikel über Pratyahara habe ich auch die Unterteilung des Ashtanga-Yoga von Patanjali erwähnt:

  • Der äußere, der den ersten vier Zweigen entspricht, die von den ethischen Prinzipien des Yoga sprechen, von der Pflege des Körpers und der Steigerung seiner Energie: Yama, Niyama, Pranayama und Asana, die wir bereits studiert haben und die du in unserem Blog finden wirst.
  • Der Innere, der den letzten drei entspricht, die von der Entwicklung des höheren Bewusstseins sprechen: Dharana, Dhyana und Samadhi.
  • Pratyahara gehört zu beiden Kategorien. Warum das so ist, kann man im Artikel über Pratyahara nachlesen.

Dharana ist der erste Schritt der Entwicklung des höheren Bewusstseins!
Die Grundlage ist Pratyahara. Und genau das ist es, wovon die Psychologen sprechen: Das Zurückziehen der Sinne führt zur Konzentration.

Wenn unser Geist abgelenkt ist oder sich im “Multitasking”-Modus befindet, ist es sehr schwierig eine Aufgabe ordentlich auszuführen, geschweige denn die Entwicklung eines höheren Bewusstseins!!

Dharana geht über die Fokussierung auf ein einzelnes Objekt, eine einzelne Aufgabe, einen einzelnen Gedanken hinaus. Es ist ein kognitiver Prozess, es ist ein Prozess der Selbsterkenntnis, es ist ein Prozess der geistigen Entwicklung.

Aus Yogischer Sicht müssen wir die 5 Zustände des Geistes kennen und verstehen, um den komplexen Prozess der Konzentration zu verstehen.

Je nach Biotyp hat jeder Mensch die Tendenz, länger in einem Geisteszustand zu verweilen als in einem anderen, aber das ist nicht dauerhaft.  Allerdings erlebt jeder von uns, je nach Lebensphase und Erfahrungen, jeden der Geisteszustände.

Die fünf Zustände des Geistes

  • MUDHA
    Hier ist die schöpferische Energie blockiert, der Geist neigt dazu zu Leiden, alles negativ zu sehen,man ist perspektivlos, deprimiert, träge, antriblos, traurig, müde, erschöpft!
    Typische Mudha-Gedanken sind: „Ich bin nicht gut genug“, „Ich bin immer vom Pech verfolgt“, „Niemand mag mich“, „Es ist sinnlos“, „Das klappt bei mir nie“.
  • KSHIPTA
    Hier ist die schöpferische Energie zerstreut, der Geist ist verwirrt, er will viele Dinge gleichzeitig tun; es kann sich um Dinge handeln, die zu erledigen sind oder auch darum, 101% der freien Zeit auszunutzen. Folglich ist man ängstlich, gierig, egoitisch und vor allem chaotisch. Je mehr psychische Energie aufgebraucht wird, desto schneller rutscht man in Depression, also den Mudha Zustand.
  • VIKSHIPTA
    Hier bemühen wir uns, die schöpferische Energie zu bündeln, der Geist strebt nach Konzentration. Genau in diesem Zustand erscheint Dharana. Ablenkungen tauchen auf, aber wir können in den Zustand der Konzentration zurückkehren; manchmal ist es sehr einfach, manchmal erfordert es etwas mehr Anstrengung.  Aber in diesem Zustand können wir bereits die Befriedigung erkennen, die aus der Frucht der Konzentration entsteht.
  • EKARGATA
    Hier ist die schöpferische Energie ruhig, der Geist ist sehr konzentriert. Ist die Folge von Vikshipta. Es ist nicht mehr nötig sich anzustrengen, um in diesem Zustand der tiefen Konzentration zu bleiben. In der Psychologie wird es als „Flow“ Zustand bezeichnet, alles gelingt mit Leichtigkeit.
    In der Einpüntigkeit der Ekargata, spürt man Freude, die Grenzen der Individualität und evtl. Körpergefühl können sich auflösen. Es ist der Zustand der Tiefenmeditation.
  • NIRUDDHAH
    Hier, ist der Geist nicht mehr aktiv, man erfährt höchste Freude, da die wahre Natur des Selbst, zur Erkenntnis kommt. Es ist der Zustand der völligen Ruhe des Geistes bei vollkommener Bewusstheit.

 

Wie man sieht, sind die ersten beiden Geisteszustände alte Bekannte. Eine der Hauptaufgaben eines Yogis ist es, so wenig wie möglich in diesen beiden Zuständen zu verweilen, denn sie verschwenden nur die Energie und können nicht nur den Organismus, sondern auch den Geist ernsthaft schädigen.

Wenn Du bereits regelmäßig meditierst, wirst Du wahrscheinlich schon Kontakt mit Vikshipta gehabt haben. Du weißt auch, dass es nicht immer einfach ist, aber die Früchte der Beharrlichkeit sind exquisit. Außerdem hast du sicher bemerkt, dass die Ergebnisse in Dein tägliches Leben einfließen.

Unabhängig davon, ob Du das Sadhana der Meditation bereits ausübst oder es noch auf Deiner To-Do-Liste steht, ist es wichtig, die Praxis der Konzentration auszuführen, was viel einfacher wird, wenn Du verstehst, wie der Geist in seinen 5 Zuständen funktioniert.

Es ist auch wichtig, den Geist nicht mit mehreren Objekten oder Projekten auf einmal zu beschäftigen. Der Geist ist schnell und kann mit solcher Geschwindigkeit von einer Sache zur nächsten springen, dass es scheint, als könnten viele Aufgaben gleichzeitig erledigt werden, aber das ist Maya, eine Illusion, die uns am Ende nur schwächt.

Das ist etwas, das man lernen kann, genau wie Fahrradfahren, es hat nichts Mystisches oder Übernatürliches an sich.

Im Alltag kann man die “Pomodoro-Technik“ anwenden.
Die ist eine Methode des Zeitmanagements, die von Francesco Cirillo in den 1980er Jahren entwickelt wurde.  Diese Technik hilft uns, uns eine bestimmte Zeit lang auf eine einzige Aufgabe zu konzentrieren, gefolgt von einer kurzen Pause, die dazu dient, Energie aufzuladen und den Körper zu bewegen. So funktioniert sie:

  1. Die Aufgabe schriftlich formulieren.
  2. Kurzzeitwecker auf 25 Minuten stellen.
  3. Aufgabe bearbeiten und nicht an anderes denken bis der Wecker klingelt.
  4. Kurze Pause machen (5 Minuten)
  5. Nach jeweils vier Zeitblöcken eine längere Pause machen (15–20 Minuten)

 

Während der Meditation, vor allem wenn man die ersten Erfahrungen damit macht, springt der Geist ungehemmt hin und her; richte die Gedanken geduldig, aber bestimmt auf ein Objekt, sei es die Atmung, ein Mantra, eine Affirmation, das Licht einer Kerze, auf einen Laut z.B. OM. Das regelmäßige Üben führt zur Steigerung der Konzentration während der Meditation, somit kann man die letzten zwei Zustände des Geistes leichter erreichen.

Ich lade Dich ein, das Sadhana der achtsamen Konzentration bewusst zu praktizieren, der Nutzen und die Vorteile werden Dich überraschen.

Mit Liebe
Laura.
Hari OM, Tat Sat.

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